Veröffentlicht am April 12, 2024

Der strategische Einsatz von Künstlicher Intelligenz beginnt nicht mit teurer Technologie, sondern mit der gezielten Lösung eines konkreten, operativen Problems in Ihrer Fachabteilung.

  • KI ist kein monolithisches IT-Projekt, sondern ein flexibler Werkzeugkasten für spezifische Herausforderungen in Marketing, Vertrieb oder Produktion.
  • Die Synergie aus regelbasierter Automatisierung (RPA) und lernender KI (Künstliche Intelligenz) bildet ein Kontinuum, das schrittweise Effizienzgewinne ermöglicht.

Empfehlung: Identifizieren Sie den einen, wiederkehrenden Prozess in Ihrer Abteilung, der am meisten Zeit kostet, und prüfen Sie ihn als ersten, pragmatischen KI-Einstiegspunkt.

Künstliche Intelligenz (KI) ist überall – ein Buzzword, das große Versprechungen macht, aber für viele Fachabteilungsleiter in deutschen Unternehmen vor allem eine Frage aufwirft: Wo fangen wir an? Die Diskussionen drehen sich oft um futuristische Visionen, komplexe Algorithmen und die Erfolgsgeschichten von Tech-Giganten. Man hört von Chatbots, vorausschauender Wartung und personalisierten Empfehlungen. Doch diese Beispiele wirken oft abstrakt und weit entfernt von den täglichen Herausforderungen im Marketing, in der Produktion oder im Vertrieb eines mittelständischen Unternehmens.

Die gängige Annahme ist, dass der Einstieg in die KI riesige Datenmengen, teure Spezialisten und langwierige IT-Projekte erfordert. Doch was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, das gesamte Unternehmen auf einmal zu transformieren, sondern gezielt dort anzusetzen, wo der Schuh am meisten drückt? Wenn die wahre Stärke der KI nicht in ihrer Komplexität liegt, sondern in ihrer Fähigkeit, als pragmatischer Werkzeugkasten für sehr spezifische, operative Probleme zu dienen? Dieser Ansatz verlagert den Fokus von der Technologie auf die Lösung.

Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung von KI als undurchdringlichem Monolithen. Stattdessen agieren wir als Ihr pragmatischer Implementierungspartner und zeigen Ihnen den Weg auf. Wir beginnen bei Ihrem wertvollsten Gut – den Daten – und bewegen uns über die intelligente Automatisierung komplexer Abläufe bis hin zum KI-Copiloten, der Ihre strategischen Entscheidungen untermauert. Sie werden entdecken, wie Sie KI nutzen können, um nicht nur zu reagieren, sondern vorausschauend zu agieren, und wie Sie den perfekten ersten Anwendungsfall für Ihre Abteilung identifizieren – oft mit den Ressourcen, die Sie bereits haben.

Um Ihnen einen klaren Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten zu geben, haben wir diesen Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Jeder Teil beleuchtet einen anderen Aspekt der KI-Anwendungen im Unternehmen und bietet Ihnen konkrete, umsetzbare Einblicke.

KI als Daten-Superhirn: Wie Sie aus Big Data wertvolles Wissen extrahieren

Der erste Schritt zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist oft einfacher als gedacht und beginnt nicht mit komplexen Algorithmen, sondern mit Ihren vorhandenen Daten. Viele Unternehmen sitzen auf einem Schatz an Informationen – aus CRM-Systemen, Produktionsanlagen oder Website-Analysen –, ohne ihn vollständig zu heben. KI agiert hier als eine Art Superhirn, das in der Lage ist, Muster, Zusammenhänge und Anomalien in riesigen und unstrukturierten Datenmengen zu erkennen, die für einen Menschen unsichtbar wären. Das Ziel ist nicht, „Big Data“ um seiner selbst willen zu haben, sondern daraus wertvolles Wissen für bessere Geschäftsentscheidungen zu extrahieren.

Dabei ist die Sorge vor regulatorischen Hürden wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zwar berechtigt, aber meist kein unüberwindbares Hindernis. Im Gegenteil: Ein bewusster Umgang mit Daten ist die Grundlage für vertrauenswürdige KI. Eine Bitkom-Studie zeigt, dass bereits 71% der deutschen Unternehmen die DSGVO größtenteils umgesetzt haben und damit eine solide Basis für datengetriebene Projekte legen. Initiativen wie Gaia-X oder Catena-X für die Automobilindustrie zeigen zudem den Trend zu souveränen europäischen Datenräumen, die Compliance und Datenhoheit gewährleisten.

Bevor Sie jedoch ein KI-Projekt starten, ist es entscheidend, den Daten-Reifegrad Ihres Unternehmens zu kennen. Es geht nicht darum, von Anfang an perfekte Daten zu haben, sondern darum, eine ehrliche Bestandsaufnahme zu machen. Wo liegen Ihre Daten? In welcher Qualität liegen sie vor? Und welche Kompetenzen haben Sie bereits im Team? Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, diese Fragen systematisch zu beantworten und die Grundlage für Ihr erstes erfolgreiches KI-Projekt zu schaffen.

Ihr Plan zur Daten-Readiness: Checkliste für den KI-Einstieg

  1. Bestandsaufnahme: Listen Sie alle relevanten Datenquellen (z. B. CRM, ERP, Maschinensensoren) und deren Formate (z. B. Excel, SQL-Datenbank, PDFs) auf.
  2. Qualitäts-Check: Bewerten Sie eine Stichprobe Ihrer Daten auf Vollständigkeit, Aktualität und Konsistenz. Gibt es Lücken oder veraltete Einträge?
  3. Compliance-Prüfung: Klären Sie mit Ihrer Rechts- oder Datenschutzabteilung, ob die geplante Verarbeitung der Daten DSGVO-konform ist.
  4. Infrastruktur-Analyse: Evaluieren Sie, ob Ihre aktuelle IT-Infrastruktur für die Speicherung und Verarbeitung der Datenmengen ausreicht oder ob Cloud-Lösungen nötig sind.
  5. Kompetenz-Matrix: Identifizieren Sie Mitarbeiter mit Datenanalyse-Fähigkeiten im Team und ermitteln Sie potenziellen Schulungsbedarf für den Umgang mit neuen Tools.

Jenseits einfacher Regeln: Wie KI komplexe Prozesse automatisiert, die RPA nicht schafft

Während Robotic Process Automation (RPA) hervorragend darin ist, sich wiederholende, regelbasierte Aufgaben zu erledigen, stößt sie an ihre Grenzen, sobald Variabilität und Urteilsvermögen ins Spiel kommen. Hier entfaltet die Künstliche Intelligenz ihr wahres Potenzial. Sie automatisiert nicht nur, sie versteht. KI kann mit unstrukturierten Daten wie E-Mails, Bildern oder Freitext-Dokumenten umgehen und Entscheidungen treffen, die bisher menschlichen Experten vorbehalten waren.

Ein praxisnahes Beispiel aus dem deutschen Maschinenbau ist die Qualitätskontrolle. Während ein RPA-Bot vielleicht eine Checkliste abarbeiten kann, ist eine KI mit Computer Vision in der Lage, komplexe Schweißnähte auf mikroskopisch kleine Risse oder Unregelmäßigkeiten zu analysieren – eine Aufgabe, die Nuancen und Erfahrung erfordert. Die KI lernt aus Tausenden von Bildern, was eine „gute“ und eine „schlechte“ Naht ist, und kann so mit einer Präzision und Geschwindigkeit agieren, die menschliche Fähigkeiten übersteigt.

Computer Vision System erkennt komplexe Schweißnahtfehler in deutscher Maschinenbauproduktion

Wie dieses Beispiel zeigt, geht es um die Automatisierung von Prozessen, die kognitive Fähigkeiten erfordern. Ein mittelständisches Unternehmen kombiniert beispielsweise KI zur intelligenten Dokumentenanalyse mit RPA: Die KI liest unstrukturierte Rechnungen, extrahiert relevante Daten wie Rechnungsnummer und Betrag, und übergibt diese strukturierten Informationen an einen RPA-Bot, der sie standardisiert ins Buchungssystem einträgt. Diese Kombination aus lernender und regelbasierter Automatisierung wird zur Norm. Eine IDC-Studie prognostiziert, dass über 50% der Automatisierungslösungen in 24 Monaten KI-Funktionalitäten enthalten werden.

Die entscheidende Frage für einen Fachabteilungsleiter ist also: Welche Prozesse in meiner Abteilung sind nicht nur repetitiv, sondern erfordern auch ein gewisses Maß an Interpretation oder Urteilsvermögen? Die Beantwortung dieser Frage deckt oft die wirkungsvollsten Anwendungsfälle für eine KI-gestützte Automatisierung auf.

Der KI-Copilot für Manager: Wie künstliche Intelligenz strategische Entscheidungen unterstützt

Künstliche Intelligenz automatisiert nicht nur operative Aufgaben, sie entwickelt sich zunehmend zu einem unverzichtbaren Partner für das Management. Stellen Sie sich einen „Copiloten“ vor, der Ihnen hilft, durch die Komplexität von Marktdaten, internen Kennzahlen und externen Trends zu navigieren, um fundiertere strategische Entscheidungen zu treffen. Dieser KI-Copilot ersetzt nicht die menschliche Intuition und Erfahrung, sondern reichert sie mit datengestützten Fakten und Szenarien an.

Die Nutzung von KI für Managementaufgaben ist in Deutschland keine Zukunftsmusik mehr. Eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass bereits 24% der Unternehmen KI für Verwaltungsprozesse und Management einsetzen. Anstatt sich durch endlose Excel-Tabellen zu kämpfen, können Führungskräfte KI-Dashboards nutzen, die automatisch die wichtigsten Leistungsindikatoren (KPIs) visualisieren, Abweichungen melden und sogar erste Hypothesen für deren Ursachen liefern.

Ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz im Management ist jedoch die Nachvollziehbarkeit der KI-Vorschläge. Eine „Black Box“-KI, deren Entscheidungswege undurchsichtig sind, schafft Misstrauen. Deshalb gewinnt der Ansatz der Explainable AI (XAI) an Bedeutung. XAI-Systeme sind darauf ausgelegt, ihre Ergebnisse und Empfehlungen in einer für Menschen verständlichen Form zu erklären. Dies ist besonders in regulierten Branchen oder bei haftungsrelevanten Entscheidungen unerlässlich und stärkt das Vertrauen der Führungskräfte in die Technologie.

Explainable AI (XAI) vs. Black Box KI: Eine Entscheidungshilfe
Kriterium Explainable AI (XAI) Black Box KI
Nachvollziehbarkeit Entscheidungswege transparent Entscheidungsprozess undurchsichtig
Regulatorische Compliance Erfüllt Anforderungen in regulierten Branchen Problematisch bei Haftungsfragen
Vertrauen Management Höhere Akzeptanz bei Führungskräften Skepsis wegen fehlender Erklärbarkeit
Anwendungsbereiche Kritische Entscheidungen (Finanzen, Pharma) Unkritische Optimierungsaufgaben

Intelligente Automatisierung: Die Synergie von KI und RPA

Viele Unternehmen betrachten Robotic Process Automation (RPA) und Künstliche Intelligenz (KI) als getrennte Technologien. In Wahrheit entfalten sie ihre größte Kraft gemeinsam und bilden ein Automatisierungs-Kontinuum. Man kann es sich wie die Entwicklung eines Mitarbeiters vorstellen: RPA ist der zuverlässige Sachbearbeiter, der exakt nach Anweisung strukturierte Aufgaben erledigt. KI ist der erfahrene Experte, der lernt, urteilt und mit unvorhergesehenen Situationen umgehen kann. Intelligente Automatisierung (oder Hyperautomatisierung) kombiniert die Stärken beider.

Diese Entwicklung lässt sich als ein Reifegradmodell darstellen. Unternehmen beginnen oft mit der Automatisierung einfacher, manueller Prozesse durch RPA. Mit zunehmender Erfahrung und Komplexität der Anforderungen werden KI-Fähigkeiten wie maschinelles Lernen oder natürliche Sprachverarbeitung (NLP) hinzugefügt. Das Endziel ist ein Zustand der Hyperautomatisierung, in dem ein ganzes Ökosystem aus verschiedenen Technologien (RPA, KI, Process Mining, Analytics) zusammenarbeitet, um End-to-End-Prozesse dynamisch zu optimieren.

Stufenweise Entwicklung der Automatisierung vom manuellen Prozess zur Hyperautomatisierung

Ein praktisches Szenario im Kundenservice verdeutlicht diese Synergie: Eine Kundenanfrage per E-Mail (unstrukturierte Daten) wird von einer KI analysiert. Die KI versteht die Absicht (z. B. „Adressänderung“) und extrahiert die relevanten Informationen (Name, neue Adresse). Diese strukturierten Daten werden an einen RPA-Bot übergeben, der die Stammdaten im CRM-System regelbasiert aktualisiert und eine standardisierte Bestätigungs-E-Mail versendet. Weder RPA noch KI allein könnten diesen Prozess vollständig und effizient abwickeln.

Für Fachabteilungsleiter bedeutet das: Sie müssen nicht zwischen RPA und KI wählen. Die strategische Frage lautet vielmehr: An welcher Stelle in unseren bestehenden Prozessen kann eine kognitive Fähigkeit (KI) die Arbeit eines digitalen Roboters (RPA) erweitern und somit einen weitaus größeren Mehrwert schaffen?

Predictive Analytics: Wie Sie mit KI die Zukunft Ihres Geschäfts vorhersagen

Nachdem wir Daten verstanden und Prozesse automatisiert haben, folgt der nächste logische Schritt: der Blick in die Zukunft. Predictive Analytics nutzt historische Daten und KI-Algorithmen, um wahrscheinliche zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Statt nur zu analysieren, was passiert ist (deskriptive Analyse), beantwortet Predictive Analytics die Frage: „Was wird wahrscheinlich als Nächstes passieren?“. Dies ermöglicht es Unternehmen, von einer reaktiven zu einer proaktiven Geschäftssteuerung überzugehen.

Die Anwendungsfälle sind vielfältig und direkt auf die Ziele von Fachabteilungen zugeschnitten. Im Vertrieb kann KI die Kündigungswahrscheinlichkeit von Kunden (Churn Prediction) vorhersagen, sodass rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. In der Produktion ermöglicht Predictive Maintenance die Vorhersage von Maschinenausfällen, bevor sie auftreten, und minimiert so kostspielige Stillstandzeiten. Im Marketing lassen sich Nachfrageprognosen (Demand Forecasting) erstellen, um Lagerbestände und Kampagnen optimal zu planen.

Der Einstieg muss nicht kompliziert sein. Selbst mit Bordmitteln wie Excel lassen sich durch Funktionen wie `TREND()` oder `PROGNOSE()` erste einfache Vorhersagemodelle auf Basis historischer Verkaufsdaten erstellen. Der Schlüssel liegt darin, mit einem klar definierten, überschaubaren Problem zu beginnen und die Genauigkeit des Modells schrittweise zu verbessern. Entscheidend für den Erfolg in Deutschland ist dabei das Vertrauen der Kunden. Wie die Cisco Data Privacy Benchmark Study 2024 zeigt, wollen 95% der deutschen Unternehmen das Kundenvertrauen beim KI-Einsatz stärken. Transparenz über die verwendeten Daten und der Zweck der Vorhersage sind daher unerlässlich.

Predictive Analytics ist kein Blick in eine Kristallkugel, sondern eine statistisch fundierte Wahrscheinlichkeitsaussage. Sie gibt Ihnen einen Informationsvorsprung, der den entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen kann. Anstatt im Rückspiegel zu fahren, erhalten Sie eine Vorschau auf die Straße, die vor Ihnen liegt.

KI-Anwendungen in der Praxis: Wo künstliche Intelligenz heute schon Mehrwert schafft

Die Theorie der KI ist faszinierend, doch der wahre Wert zeigt sich in der Praxis. In Deutschland gibt es bereits zahlreiche Unternehmen, die KI nicht als experimentelles Projekt, sondern als festen Bestandteil ihrer Wertschöpfung nutzen. Interessanterweise zeigt sich hier oft eine Lücke: Während laut Statistischem Bundesamt 48% der Großunternehmen KI nutzen, sind es bei kleinen Unternehmen nur 17%. Dies ist keine unüberwindbare Hürde, sondern eine riesige Chance für den agilen deutschen Mittelstand, aufzuholen und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Ein prominentes Beispiel ist nicht in den USA, sondern in München zu finden. Das deutsche Unternehmen Celonis hat mit seiner Process-Mining-Technologie eine ganze Branche revolutioniert und zeigt exemplarisch, wie KI operativen Mehrwert schafft.

Praxisbeispiel: Celonis – Der Röntgenblick für Unternehmensprozesse

Celonis, ein deutsches KI-Unternehmen, hat eine Technologie entwickelt, die oft als „Röntgenaufnahme für Geschäftsprozesse“ beschrieben wird. Ihre Software analysiert die digitalen Spuren, die in den IT-Systemen eines Unternehmens (z.B. SAP) hinterlassen werden, um Prozesse wie die Auftragsabwicklung oder die Rechnungsprüfung zu visualisieren. Die KI identifiziert dabei automatisch Ineffizienzen, Engpässe und Abweichungen vom Soll-Prozess. Mittelständische Kunden nutzen diese Erkenntnisse, um ihre Abläufe zu optimieren, Kosten zu senken und die operative Exzellenz zu steigern – ein perfektes Beispiel für einen datengestützten, strategischen Einsatz von KI.

Für den deutschen Mittelstand ist die Investition in KI-Projekte oft eine finanzielle Hürde. Glücklicherweise gibt es eine breite Landschaft an Fördermöglichkeiten, die den Einstieg erleichtern. Von direkten Zuschüssen bis hin zu kostenlosen Beratungsleistungen können Unternehmen Unterstützung in Anspruch nehmen, um ihre digitale Transformation voranzutreiben.

  • Digital Jetzt: Bietet Investitionszuschüsse von bis zu 50.000 Euro für KMU, die in digitale Technologien wie KI investieren.
  • go-digital: Fördert Beratungsleistungen in den Bereichen Digitalisierung und IT-Sicherheit, um Projekte strategisch vorzubereiten.
  • Mittelstand-Digital Zentren: Ein bundesweites Netzwerk, das kostenlose Workshops, Informationsveranstaltungen und Umsetzungsbegleitung zu KI-Themen anbietet.
  • Green-AI Hub: Bietet insbesondere für Projekte im Bereich Nachhaltigkeit kostenfreie Expertise und Unterstützung durch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).

Robotic Process Automation (RPA): Ihr erster digitaler Mitarbeiter

Für viele Abteilungen, die einen pragmatischen Einstieg in die Automatisierung suchen, ist Robotic Process Automation (RPA) der ideale Startpunkt. Man kann sich einen RPA-Bot als einen digitalen Mitarbeiter vorstellen. Er sitzt an einem virtuellen Schreibtisch, bedient Anwendungen über deren Benutzeroberfläche – genau wie ein Mensch – und arbeitet eine klar definierte, regelbasierte Aufgabe nach der anderen ab. Er wird nicht müde, macht keine Fehler und arbeitet rund um die Uhr.

Ein typischer und hochaktueller Anwendungsfall in deutschen Unternehmen ist die Verarbeitung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Anstatt dass ein Mitarbeiter täglich manuell die Meldungen der Krankenkassen prüft, die Daten mit der Personalakte abgleicht und sie in die Lohnbuchhaltung überträgt, übernimmt dies ein RPA-Bot. Der Prozess ist hoch standardisiert, repetitiv und fehleranfällig – perfekt für die Automatisierung. Unternehmen berichten hier von Zeiteinsparungen von mehreren Stunden täglich.

Die entscheidende Frage für eine Führungskraft ist: Wann setze ich auf den regelbasierten RPA-Bot und wann benötige ich die lernende KI? Die Antwort liegt in der Natur des Prozesses. RPA glänzt bei strukturierten Daten und klaren „Wenn-Dann“-Regeln. KI wird benötigt, wenn Prozesse variabel sind, unstrukturierte Daten (wie Text oder Bilder) interpretiert oder Vorhersagen getroffen werden müssen. Die folgende Tabelle bietet eine klare Entscheidungshilfe.

RPA vs. KI: Der Entscheidungsbaum für den Mittelstand
Kriterium RPA (Regelfolger) KI (Lernender Entscheider)
Prozessart Strukturierte, regelbasierte Aufgaben Unstrukturierte, variable Aufgaben
Implementierung 2-4 Wochen 2-6 Monate
Kosten Ab 5.000 Euro Ab 20.000 Euro
ROI 3-6 Monate 6-12 Monate
Beispiele Rechnungsübertragung, Dateneingabe Dokumentenanalyse, Prognosen

Das Wichtigste in Kürze

  • Problemorientiert starten: Der beste KI-Einstieg ist nicht die Technologie, sondern ein konkretes, operatives Problem in Ihrer Abteilung, das gelöst werden muss.
  • Automatisierungs-Kontinuum nutzen: Beginnen Sie mit regelbasierter RPA für schnelle Erfolge und erweitern Sie schrittweise mit KI-Fähigkeiten für komplexe, kognitive Aufgaben.
  • Daten als Fundament sehen: Eine ehrliche Bestandsaufnahme der eigenen Daten (Qualität, Verfügbarkeit, Compliance) ist die entscheidende, aber oft unterschätzte Vorarbeit für jedes KI-Projekt.

Künstliche Intelligenz strategisch nutzen: Mehr als nur ein Buzzword

Nachdem wir die verschiedenen Werkzeuge im KI-Werkzeugkasten beleuchtet haben – von der Datenanalyse über die intelligente Automatisierung bis hin zu Vorhersagemodellen – ist es an der Zeit, den Blick auf das große Ganze zu richten. Der strategische Nutzen von KI liegt nicht im isolierten Einsatz einzelner Tools, sondern in ihrer Fähigkeit, systematisch zur Erreichung von Unternehmenszielen beizutragen. Es geht darum, KI nicht als technisches Gimmick, sondern als treibende Kraft für Effizienz, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu verstehen.

Die KI-Adoption im deutschen Mittelstand schreitet voran. Eine Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln ergab, dass bereits 37% der deutschen Unternehmen künstliche Intelligenz nutzen. Der entscheidende Unterschied zwischen einer erfolgreichen und einer gescheiterten KI-Initiative liegt oft in der Herangehensweise. Erfolgreiche Unternehmen starten klein, fokussieren sich auf einen Anwendungsfall mit klarem Business Case und messbarem Erfolg (ROI), und nutzen die gewonnenen Erkenntnisse, um die Technologie schrittweise im Unternehmen zu skalieren.

Ihre Aufgabe als Fachabteilungsleiter ist es, diesen ersten, entscheidenden KI-Einstiegspunkt zu identifizieren. Fragen Sie sich nicht: „Wo können wir KI einsetzen?“, sondern: „Was ist das größte, wiederkehrende und datenintensive Problem, das mein Team davon abhält, wertschöpfender zu arbeiten?“. Die Antwort auf diese Frage ist Ihr bester Kandidat für ein Pilotprojekt. Ob es die manuelle Auswertung von Kundenfeedback, die aufwendige Planung von Vertriebsrouten oder die zeitraubende Prüfung von Dokumenten ist – hier liegt der Hebel für den ersten, inspirierenden Erfolg.

Die strategische Verankerung von KI beginnt mit einem erfolgreichen ersten Schritt. Um diesen zu gehen, ist es hilfreich, sich noch einmal die grundlegende Denkweise hinter einer strategischen Nutzung zu vergegenwärtigen.

Beginnen Sie noch heute damit, die Prozesse in Ihrer Abteilung durch diese Brille zu betrachten. Erstellen Sie eine Liste von drei potenziellen „operativen Problemen“, die sich für eine Automatisierung eignen könnten. Dies ist der erste, konkrete Schritt, um die Potenziale der Künstlichen Intelligenz für Ihr Geschäft nutzbar zu machen und die digitale Transformation aktiv zu gestalten.

Geschrieben von Niklas Richter, Dr. Niklas Richter ist ein seit über 15 Jahren etablierter Unternehmensberater mit einem Fokus auf digitale Transformation und Technologiestrategie. Seine Expertise liegt in der Implementierung von KI- und Cloud-Lösungen in mittelständischen Unternehmen im DACH-Raum.