
Die wahre Effizienz eines Fahrzeugs wird nicht durch den Motor allein bestimmt, sondern durch die Summe aller Verluste in der gesamten Wirkungsgradkette – vom Energiespeicher bis zum Rad.
- Der reine Motorwirkungsgrad ist irreführend; Systemverluste (Laden, Übertragung) reduzieren die reale „Battery-to-Wheel“-Effizienz signifikant.
- Komponenten wie Getriebe, Reifen und Aerodynamik haben einen ebenso großen Einfluss auf den Gesamtverbrauch wie der Antrieb selbst.
Empfehlung: Bewerten Sie die Effizienz eines Antriebs immer systemisch. Analysieren Sie die gesamte Kette der Energieumwandlung, um die tatsächliche Performance und die Betriebskosten korrekt einzuschätzen.
Als Ingenieur ist es oft frustrierend, die öffentliche Debatte über die Effizienz von Fahrzeugen zu verfolgen. Häufig wird sie auf eine einzige, plakative Zahl reduziert: den Wirkungsgrad des Motors. Ein Elektromotor sei eben effizienter als ein Verbrenner – Fall abgeschlossen. Doch diese Vereinfachung ignoriert die physikalische Realität. Die Performance eines Fahrzeugs ist das Ergebnis einer komplexen Interaktion, einer Kette von Energieumwandlungen und mechanischen Übertragungen, bei der an jedem Glied Verluste auftreten. Das Verständnis dieser „Wirkungsgradkette“ ist der Schlüssel zur echten Optimierung.
Die Diskussion fokussiert sich meist auf den Antrieb, doch was ist mit den parasitären Verlusten im Getriebe? Dem Rollwiderstand der Reifen? Oder der Energie, die benötigt wird, um die Luft zu verdrängen? Diese Faktoren sind keine Nebensächlichkeiten; sie sind integraler Bestandteil der Effizienzgleichung. Aber wenn die wahre Effizienz nicht nur im Motor liegt, wo finden wir dann die entscheidenden Hebel für sparsamere, leistungsfähigere und umweltfreundlichere Fahrzeuge? Die Antwort liegt in einem systemischen Ansatz, der den gesamten Pfad der Energie vom Tank oder Akku bis zur Straße betrachtet – dem „Tank-to-Wheel“- bzw. „Battery-to-Wheel“-Prinzip.
Dieser Artikel bricht mit der simplen Motor-Diskussion. Wir werden den Antriebsstrang als das dekonstruieren, was er ist: ein komplexes System. Wir analysieren jedes Glied der Wirkungsgradkette, quantifizieren die Verluste und zeigen auf, wie moderne Ingenieurskunst – von der Turboaufladung über die Rekuperation bis hin zur softwaregesteuerten Optimierung – diese Verluste minimiert. Es ist eine technische Tiefenanalyse, die Ihnen das Rüstzeug gibt, die Effizienz eines Fahrzeugs wirklich zu beurteilen.
Um diese komplexen Zusammenhänge zu strukturieren, führt dieser Artikel Sie schrittweise durch die einzelnen Aspekte der Antriebsstrang-Effizienz. Die folgende Übersicht dient als Ihr Leitfaden durch die Analyse.
Sommaire : Die komplette Analyse der Antriebsstrang-Effizienz
- Der Wirkungsgrad-Vergleich: Wie viel Energie vom Tank (oder Akku) wirklich am Rad ankommt
- Mehr als nur der Motor: Wie Getriebe, Reifen und Aerodynamik die Effizienz beeinflussen
- Downsizing und Turboaufladung: Wie moderne Verbrennungsmotoren effizienter werden
- Rekuperation erklärt: Wie E-Autos und Hybride beim Bremsen Energie zurückgewinnen
- Das Herz des E-Autos: Ein Überblick über die Batterietechnologien der Gegenwart und Zukunft
- Die DNA modernen Designs: Warum „Form follows Function“ heute relevanter ist denn je
- Konzepte der Elektromobilität: Der umfassende Einstieg in die mobile Zukunft Deutschlands
- Die Zukunft der Effizienz: Ein Blick auf die Antriebsstränge von morgen
Der Wirkungsgrad-Vergleich: Wie viel Energie vom Tank (oder Akku) wirklich am Rad ankommt
Der Ausgangspunkt jeder Effizienzanalyse ist der Vergleich der Kernaggregate. Hier scheinen die Fakten auf den ersten Blick klar: Ein moderner Benzinmotor wandelt nur etwa 20 % der im Kraftstoff enthaltenen chemischen Energie in mechanische Arbeit um, ein Dieselmotor erreicht rund 45 %. Ein Großteil der Energie geht als Abwärme verloren. Demgegenüber steht der Elektromotor, der eine beeindruckende Effizienz aufweist. Eine Erhebung von Statista zeigt, dass der Elektromotor mit 70 Prozent den höchsten Wirkungsgrad unter den gängigen Antriebsarten besitzt. Dieser fundamentale Vorteil in der Energieumwandlung ist der primäre Grund für die überlegene Effizienz von Elektrofahrzeugen.
Doch diese isolierte Betrachtung der Motoreffizienz ist nur die halbe Wahrheit und greift für eine seriöse „Tank-to-Wheel“-Analyse zu kurz. Die entscheidende Frage ist: Wie viel der ursprünglich im Energiespeicher (Batterie oder Tank) vorhandenen Energie erreicht tatsächlich die Räder? Beim Elektroauto müssen die Verluste beim Laden der Batterie sowie bei der Bereitstellung und Umwandlung des Stroms im Fahrzeug berücksichtigt werden. Das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz und nukleare Sicherheit präzisiert, dass unter Einbeziehung dieser Faktoren der Gesamtwirkungsgrad eines E-Antriebs bei etwa 64 % liegt. Obwohl dieser Wert niedriger ist als der reine Motorwirkungsgrad, bleibt er dem Verbrennungsmotor mit seinen thermodynamischen und mechanischen Verlusten weit überlegen. Die Wirkungsgradkette eines Elektroautos ist von Natur aus kürzer und mit weniger Wandlungsverlusten behaftet.
Dieser systemische Blick zeigt, dass nicht nur die Komponente „Motor“ zählt, sondern die gesamte Kette von der Energiequelle bis zur Straße. Und genau hier, in den nachgelagerten Gliedern dieser Kette, lauern weitere, oft unterschätzte Effizienzkiller.
Mehr als nur der Motor: Wie Getriebe, Reifen und Aerodynamik die Effizienz beeinflussen
Nachdem die Energie im Motor umgewandelt wurde, beginnt ihr Weg zu den Rädern – ein Weg, der von weiteren Verlustleistungen geprägt ist. Die Konzentration allein auf den Motor ignoriert drei entscheidende physikalische Widerstände, die der Antriebsstrang überwinden muss: die innere Reibung im Getriebe, den Rollwiderstand der Reifen und den Luftwiderstand der Karosserie. Diese parasitären Verluste sind maßgeblich für den realen Energieverbrauch eines Fahrzeugs verantwortlich.
Das Getriebe, essentiell zur Drehmomentwandlung bei Verbrennungsmotoren, ist selbst eine Quelle der Ineffizienz. Reibung zwischen Zahnrädern, das Bewegen von Öl und der Betrieb von Hydraulikpumpen verbrauchen Energie. Moderne Automatikgetriebe mit vielen Gängen oder Doppelkupplungsgetriebe (DKG) sind darauf ausgelegt, den Motor möglichst in seinem optimalen Wirkungsgradfenster zu betreiben, doch sie erkaufen diesen Vorteil mit einer erhöhten Komplexität und eigenen Verlusten. Elektroautos haben hier einen systemischen Vorteil, da sie meist mit einem einfachen 1-Gang-Getriebe auskommen, was die Übertragungsverluste minimiert.

Die Reifen sind die einzige Verbindung zur Straße und eine Hauptquelle für Energieverluste. Der Rollwiderstand entsteht durch die kontinuierliche Verformung des Reifens beim Abrollen. Spezialisierte Leichtlaufreifen mit optimierten Gummimischungen und Laufflächenprofilen können diesen Widerstand um bis zu 20 % reduzieren. Schließlich spielt die Aerodynamik eine entscheidende Rolle, deren Bedeutung mit steigender Geschwindigkeit exponentiell zunimmt. Das Konzeptfahrzeug Mercedes Vision EQXX demonstriert dies eindrucksvoll. Mit einem rekordverdächtigen cw-Wert von gerade mal 0,17 und einem realen Testverbrauch von nur 8,7 kWh/100 km zeigt er, wie entscheidend eine strömungsoptimierte Form für die Effizienz ist.
Diese Erkenntnisse zeigen, dass Effizienz eine multidisziplinäre Aufgabe ist, die weit über die reine Motorenentwicklung hinausgeht und tief in die Fahrzeugkonstruktion eingreift.
Downsizing und Turboaufladung: Wie moderne Verbrennungsmotoren effizienter werden
Trotz des Vormarschs der Elektromobilität spielen Verbrennungsmotoren, insbesondere in Hybridfahrzeugen, weiterhin eine entscheidende Rolle auf dem deutschen Markt. Die Notwendigkeit, ihre Effizienz zu steigern, hat zu hochentwickelten Ingenieurslösungen geführt. Zwei zentrale Strategien dominieren hier: Downsizing in Kombination mit Turboaufladung und die Elektrifizierung durch 48-Volt-Mild-Hybrid-Systeme. Beide Ansätze zielen darauf ab, die systemischen Schwächen des Verbrenners – primär seine hohen Verluste im Teillastbetrieb – gezielt zu kompensieren.
Beim Downsizing wird der Hubraum des Motors reduziert, um die sogenannten Pumpverluste zu minimieren, die entstehen, wenn der Motor bei geringer Last gegen die geschlossene Drosselklappe arbeiten muss. Um dennoch ausreichend Leistung bei Bedarf abrufen zu können, wird ein Turbolader eingesetzt. Dieser nutzt die Energie des Abgasstroms, um mehr Luft in die Zylinder zu pressen, was eine höhere Leistungsdichte ermöglicht. Das Resultat ist ein Motor, der im alltäglichen Teillastbetrieb deutlich sparsamer arbeitet, aber bei Bedarf die Leistung eines größeren Saugmotors bereitstellen kann. Es ist ein Paradebeispiel für die Optimierung des Motors auf seinen wahrscheinlichsten Betriebspunkt.
Eine weitere entscheidende Entwicklung ist die Integration von 48-Volt-Mild-Hybrid-Systemen. Diese Technologie unterstützt den Verbrennungsmotor mit einem kleinen Elektromotor (Riemen-Starter-Generator), der beim Beschleunigen („Boosten“) hilft und es ermöglicht, den Verbrenner während der Fahrt komplett abzuschalten („Segeln“). Der eigentliche Clou ist jedoch, dass das System den Verbrennungsmotor gezielt in seinem effizientesten Betriebsbereich halten kann. Diese Technologien sind ein Hauptgrund dafür, dass Hybridfahrzeuge so erfolgreich sind. In Deutschland hatten sie 2024 bereits einen Marktanteil von 33,6 Prozent, was ihre Relevanz unterstreicht.
Diese inkrementellen, aber wirkungsvollen Verbesserungen beweisen, dass die Effizienzsteigerung ein kontinuierlicher Prozess ist, der auch vor der vermeintlich alten Technologie nicht Halt macht.
Rekuperation erklärt: Wie E-Autos und Hybride beim Bremsen Energie zurückgewinnen
Einer der fundamentalsten Systemvorteile von elektrifizierten Antriebssträngen ist ihre Fähigkeit zur Rekuperation, also der Rückgewinnung von Bewegungsenergie. Während ein konventionelles Fahrzeug beim Bremsen die kinetische Energie vollständig über Reibung in nutzlose Wärme umwandelt, kann ein Elektro- oder Hybridfahrzeug diese Energie teilweise wieder in die Batterie einspeisen. Dieses Prinzip ist ein entscheidender Baustein für die hohe Gesamteffizienz im realen Fahrbetrieb, insbesondere im urbanen Stop-and-go-Verkehr.
Technisch funktioniert dies, indem der Elektromotor im Schiebebetrieb oder beim Betätigen des Bremspedals als Generator arbeitet. Statt Strom zu verbrauchen, um die Räder anzutreiben, wird er durch die Räder angetrieben und erzeugt dabei Strom. Dieser Vorgang erzeugt ein Bremsmoment am Rad, das das Fahrzeug verlangsamt. Moderne Systeme steuern das Zusammenspiel zwischen dieser generatorischen Bremse und der konventionellen hydraulischen Bremse nahtlos, sodass der Fahrer davon nichts spürt. Der einzige spürbare Effekt ist oft die Möglichkeit des „One-Pedal-Driving“, bei dem das Fahrzeug allein durch das Loslassen des Gaspedals bis zum Stillstand abbremsen kann, da eine hohe Rekuperationsleistung eingestellt ist.
Die Effektivität dieses Systems ist beachtlich. In Fahrzeugen wie dem BMW i3, der für seine starke Rekuperation bekannt ist, kann die zurückgewonnene Energie einen signifikanten Beitrag zur Gesamtreichweite leisten. Studien zur Energiebilanz zeigen, dass allein durch das vorausschauende Fahren und die Nutzung der Rekuperation beim Gaswegnehmen die Energiebilanz um bis zu 25 Prozent verbessert werden kann. Dieser Wert verdeutlicht, dass die Rekuperation kein Gimmick ist, sondern ein Kernmerkmal, das die „Battery-to-Wheel“-Effizienz im realen Fahrzyklus massiv verbessert, indem es einen Teil der einmal aufgewendeten Energie wieder in die Wirkungsgradkette zurückführt.
Letztlich verwandelt die Rekuperation einen reinen Verlustprozess – das Bremsen – in einen teilweisen Gewinnprozess und ist damit ein perfektes Beispiel für systemische Effizienz.
Das Herz des E-Autos: Ein Überblick über die Batterietechnologien der Gegenwart und Zukunft
Die Batterie ist der zentrale Energiespeicher des Elektroautos und somit das Fundament seiner Leistungsfähigkeit und Effizienz. Ihre Technologie, Kapazität und ihr Management bestimmen maßgeblich Reichweite, Ladezeit und Lebensdauer des gesamten Fahrzeugs. In Deutschland wächst die Bedeutung dieses Themas stetig, denn der Bestand an rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) nimmt kontinuierlich zu. Laut dena-Monitoringbericht waren es Anfang 2024 bereits rund 1,79 Millionen BEV, was 3,6 Prozent aller zugelassenen Pkw entspricht. Diese Entwicklung treibt die Forschung und Industrialisierung im Bereich der Batterietechnologie massiv voran.
Die heute dominierende Technologie ist die Lithium-Ionen-Batterie. Innerhalb dieser Familie gibt es verschiedene Zellchemien, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen. NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Cobalt) bieten eine hohe Energiedichte und sind daher oft in reichweitenstarken Premiumfahrzeugen zu finden. LFP-Zellen (Lithium-Eisenphosphat) hingegen sind kostengünstiger, robuster und thermisch stabiler, weisen aber eine geringere Energiedichte auf. Sie sind zunehmend in Volumenmodellen zu finden, da sie ohne das kritische Kobalt auskommen und eine höhere Zyklenfestigkeit versprechen. Die Wahl der Zellchemie ist somit ein strategischer Kompromiss zwischen Kosten, Reichweite und Langlebigkeit.
Die Zukunft der Batterietechnologie verspricht weitere Quantensprünge. Der nächste große Schritt ist die Feststoffbatterie (Solid-State Battery). Bei ihr wird der flüssige Elektrolyt durch ein festes Material ersetzt. Dies verspricht eine signifikant höhere Energiedichte, was bei gleichem Gewicht zu mehr Reichweite oder bei gleicher Reichweite zu leichteren und kleineren Batterien führen kann. Zudem gelten Feststoffbatterien als sicherer, da sie kein brennbares flüssiges Elektrolyt enthalten. Obwohl die Massenproduktion noch eine technische Herausforderung darstellt, arbeiten Automobil- und Batteriehersteller weltweit mit Hochdruck an dieser Technologie, die das Potenzial hat, die Elektromobilität erneut zu revolutionieren.
Die Fortschritte in der Batterietechnik sind somit der entscheidende Treiber für die nächste Generation noch effizienterer und alltagstauglicherer Elektrofahrzeuge.
Die DNA modernen Designs: Warum „Form follows Function“ heute relevanter ist denn je
Der berühmte Designleitsatz „Form follows Function“ – die Form folgt der Funktion – erfährt im Zeitalter der Effizienzoptimierung eine Renaissance. Bei modernen, hocheffizienten Fahrzeugen ist die äußere Gestalt kein reines Stilmittel mehr, sondern das direkte Ergebnis physikalischer Notwendigkeiten. Insbesondere die Aerodynamik ist zu einem der wichtigsten Treiber des Fahrzeugdesigns geworden, da der Luftwiderstand bei höheren Geschwindigkeiten den größten Anteil am Energieverbrauch ausmacht.
Jedes Detail der Karosserie wird im Windkanal auf seine strömungstechnische Wirkung hin optimiert. Die fließende, oft tropfenähnliche Silhouette, glatte Unterböden, aerodynamisch optimierte Felgen und selbst die Form der Außenspiegel sind direkte Konsequenzen dieses Prinzips. Das Ziel ist es, den Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) so weit wie möglich zu senken. Eine Reduzierung des Luftwiderstands um nur 10 % kann den Energieverbrauch auf der Autobahn bereits um etwa 5 % senken. Dies zeigt, dass gutes Design und hohe Effizienz zwei Seiten derselben Medaille sind.
Das Konzeptfahrzeug Mercedes EQXX ist hierfür das ultimative Beispiel. Seine extreme Form mit dem langen, sich verjüngenden Heck (Kamm-Heck) ist nicht aus ästhetischen Gründen entstanden, sondern um den Luftabriss so sauber wie möglich zu gestalten und Turbulenzen zu minimieren. Jedes Detail dient der Funktion der Effizienz. Dank dieser kompromisslosen Ausrichtung muss das Fahrzeug rechnerisch nur 4,8 kW Leistung aufbringen, um den Luftwiderstand bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h zu überwinden. Dieser extrem niedrige Wert ist das direkte Resultat eines Designs, bei dem die Funktion – maximale aerodynamische Effizienz – die Form diktiert hat.
In der Konsequenz bedeutet dies, dass die effizientesten Fahrzeuge der Zukunft wahrscheinlich eine ähnliche Designsprache sprechen werden – eine Sprache, die von den Gesetzen der Physik geschrieben wird.
Konzepte der Elektromobilität: Der umfassende Einstieg in die mobile Zukunft Deutschlands
Die Transformation hin zur Elektromobilität ist mehr als nur ein Technologiewechsel im Antriebsstrang. Sie ist ein systemischer Wandel, der das gesamte Ökosystem der Mobilität in Deutschland erfasst. Dieser Wandel wird durch politische Rahmenbedingungen, technologische Innovationen und neue Nutzungskonzepte vorangetrieben. Für technisch versierte Fahrer und Flottenmanager ist es entscheidend, nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern auch das Umfeld zu verstehen, in dem es betrieben wird, um die Effizienzvorteile voll ausschöpfen zu können.
Ein zentraler Aspekt sind die staatlichen Anreize, die den Umstieg finanziell attraktiv machen. Auch nach dem Auslaufen der direkten Kaufprämien gibt es in Deutschland weiterhin wichtige Förderinstrumente. Dazu gehören die Kfz-Steuerbefreiung für reine E-Fahrzeuge, die vorteilhafte Dienstwagenbesteuerung und die handelbare THG-Quote (Treibhausgasminderungs-Quote), mit der Halter von E-Fahrzeugen jährlich Einnahmen generieren können. Diese Instrumente sind Teil einer politischen Strategie, die darauf abzielt, die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) von Elektrofahrzeugen zu senken und ihre Marktdurchdringung zu beschleunigen.
Neben den finanziellen Anreizen verändert die Elektromobilität auch die Art und Weise, wie wir Fahrzeuge nutzen. Konzepte wie intelligentes Lastmanagement für das Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz helfen, das Stromnetz zu stabilisieren und die Ladekosten zu senken. Urbane Mobilitätskonzepte, die E-Carsharing mit öffentlichem Nahverkehr verknüpfen, gewinnen an Bedeutung und bieten eine effiziente Alternative zum Privatbesitz eines Fahrzeugs in der Stadt. Die Entscheidung für ein effizientes Fahrzeug ist somit nur der erste Schritt; die Integration in ein intelligentes und gefördertes Ökosystem ist der zweite.
Ihr Plan zur Nutzung der E-Mobilitäts-Vorteile in Deutschland
- Prüfung der lokalen Förderungen: Informieren Sie sich über spezifische Programme für E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur in Ihrer Stadt oder Ihrem Bundesland (z. B. in München, Hamburg, Berlin).
- THG-Quote beantragen: Registrieren Sie Ihr E-Fahrzeug bei einem Anbieter, um jährlich eine Prämie für die eingesparten CO₂-Emissionen zu erhalten (ca. 100-125 €).
- Kfz-Steuerbefreiung nutzen: Profitieren Sie von der bis mindestens Ende 2030 geltenden Befreiung von der Kraftfahrzeugsteuer für neu zugelassene reine Elektrofahrzeuge.
- Carsharing-Optionen evaluieren: Prüfen Sie, ob E-Carsharing-Angebote in Ihrer Region eine kosteneffiziente Alternative oder Ergänzung zum eigenen Fahrzeug darstellen.
- Geförderte Wallbox installieren: Planen Sie die Installation einer intelligenten Wallbox, die über die KfW-Bank oder lokale Programme gefördert werden kann und intelligentes Lastmanagement ermöglicht.
Die maximale Effizienz wird nicht nur durch die Technik im Auto, sondern auch durch den intelligenten Umgang mit dem umgebenden Ökosystem erreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Systemischer Ansatz: Echte Effizienz ergibt sich aus der Optimierung der gesamten Wirkungsgradkette, nicht nur einer einzelnen Komponente.
- Verluste minimieren: Der Fokus muss auf der Reduzierung von Umwandlungs-, Übertragungs-, Roll- und Luftwiderständen liegen.
- Technologieoffenheit: Sowohl moderne Verbrenner (durch Hybridisierung) als auch reine E-Antriebe bieten spezifische, hochentwickelte Lösungen zur Effizienzsteigerung.
Die Zukunft der Effizienz: Ein Blick auf die Antriebsstränge von morgen
Die Evolution der Antriebsstrang-Effizienz ist längst nicht abgeschlossen. Während heutige Systeme bereits ein hohes Maß an Optimierung erreicht haben, zeichnen sich am Horizont technologische Entwicklungen ab, die die nächste Stufe der Effizienz einleiten werden. Zwei Schlüsselbereiche kristallisieren sich dabei heraus: die Weiterentwicklung der Hardware-Architektur und die zunehmende Bedeutung von Software als zentralem Steuerungselement.
Auf der Hardware-Seite ist die Einführung von 800-Volt-Architekturen ein entscheidender Schritt. Eine Verdopplung der Systemspannung im Vergleich zum bisherigen 400-Volt-Standard ermöglicht bei gleicher Leistung eine Halbierung der Stromstärke (P=U*I). Geringere Ströme führen zu dünneren und leichteren Kabeln sowie zu signifikant reduzierten thermischen Verlusten im gesamten Hochvoltsystem. Dies steigert nicht nur die Effizienz des Antriebs, sondern ermöglicht auch deutlich schnellere Ladezeiten. Parallel dazu schreitet die Integration von Komponenten voran. Sogenannte E-Achsen, die Motor, Leistungselektronik und Getriebe in einer kompakten Einheit zusammenfassen, reduzieren Schnittstellen, Gewicht und interne Verluste.

Noch fundamentaler ist der Wandel hin zum „Software-Defined Powertrain“. Anstatt auf fest definierte Kennfelder und Regelungen zu setzen, werden zukünftige Antriebsstränge durch intelligente Software gesteuert, die sich dynamisch an die Fahrsituation, die Navigationsdaten (vorausschauende Topologie) und sogar an den individuellen Fahrstil anpassen kann. Diese Systeme können die Energieflüsse zwischen Batterie, Motor und Rekuperation in Echtzeit so optimieren, wie es eine starre Hardware-Abstimmung niemals könnte. Die Möglichkeit, die Effizienz-Software des Fahrzeugs über „Over-the-Air“-Updates (OTA) kontinuierlich zu verbessern, bedeutet, dass ein Fahrzeug über seinen Lebenszyklus hinweg immer effizienter werden kann.
Um die Potenziale dieser zukünftigen Technologien voll auszuschöpfen, ist es unerlässlich, die Effizienz nicht als statische Eigenschaft zu betrachten, sondern als ein dynamisches System, das intelligent gesteuert und kontinuierlich verbessert werden muss. Eine systemische Analyse des Antriebsstrangs ist und bleibt dafür die entscheidende Grundlage.