Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der Annahme, dass gesunde Ernährung ein starrer Katalog aus Verboten ist, liegt der Schlüssel zu langfristigem Wohlbefinden in der Entwicklung von Ernährungskompetenz. Statt blindlings dem nächsten Trend zu folgen, lernen Sie hier, die wissenschaftlichen Grundlagen zu verstehen, auf die Signale Ihres Körpers zu hören und eine flexible, genussvolle Ernährungsweise zu gestalten, die wirklich zu Ihrem Leben in Deutschland passt.

Low-Carb, Paleo, Vegan, Intervallfasten – der moderne Ernährungs-Dschungel ist dicht und voller widersprüchlicher Wegweiser. Jeden Tag scheint eine neue Studie die „ultimative Wahrheit“ zu verkünden, während gut gemeinte Ratschläge wie „iss einfach weniger Zucker“ an der Realität eines stressigen Alltags zerschellen. Viele Menschen fühlen sich dadurch überfordert, verunsichert und haben das Gefühl, ständig zu versagen. Die Freude am Essen geht verloren und wird durch ein schlechtes Gewissen ersetzt.

Doch was, wenn der Ausweg nicht darin besteht, eine weitere, noch strengere Regel zu befolgen? Was, wenn die wahre Lösung darin liegt, einen Schritt zurückzutreten und sich mit einem verlässlichen Kompass auszustatten, statt ziellos von einem Pfad zum nächsten zu springen? Als zertifizierte Ernährungsberaterin beobachte ich in meiner Praxis täglich, dass der nachhaltigste Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden nicht über strikten Verzicht, sondern über fundiertes Wissen und Selbstvertrauen führt. Es geht darum, eine persönliche Ernährungskompetenz aufzubauen.

Dieser Artikel ist Ihr Kompass. Er wird Ihnen keine dogmatischen Verbote auferlegen. Stattdessen werden wir die wissenschaftlich fundierten Bausteine einer ausgewogenen Ernährung beleuchten, gängige Mythen entlarven und Ihnen praktische, alltagstaugliche Strategien an die Hand geben. So finden Sie aus dem Dschungel der Diäten heraus zu einer Ernährungsweise, die Ihnen guttut, schmeckt und sich mühelos in Ihr Leben integrieren lässt.

Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, gliedert sich dieser Leitfaden in verständliche Abschnitte. Wir beginnen mit den Grundlagen, entlarven Halbwahrheiten und geben Ihnen konkrete Werkzeuge für den Alltag an die Hand, um Ihre Gesundheit langfristig und genussvoll zu fördern.

Das Ernährungs-Einmaleins: Die Rolle von Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten und Vitaminen

Um im Ernährungs-Dschungel navigieren zu können, müssen wir zunächst unsere Landkarte verstehen: die Makro- und Mikronährstoffe. Betrachten Sie sie als das Fundament Ihres Wohlbefindens. Proteine (Eiweiße) sind die Bausteine des Körpers, essenziell für Muskeln, Immunsystem und Hormone. Sie finden sich in Fleisch, Fisch, aber auch reichlich in Hülsenfrüchten wie Linsen, in Milchprodukten wie Magerquark oder in Tofu. Fette sind weit besser als ihr Ruf. Essenzielle Fettsäuren, etwa aus Nüssen, Avocados und hochwertigen pflanzlichen Ölen wie Raps- oder Leinöl, sind lebenswichtig für die Gehirnfunktion und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine.

Kohlenhydrate sind unser primärer Energielieferant. Der Schlüssel liegt in der Wahl der richtigen Art: Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Kartoffeln oder Haferflocken liefern langanhaltende Energie und wertvolle Ballaststoffe, während einfache Kohlenhydrate aus Weißmehl und Zucker den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe treiben. Daneben stehen die Mikronährstoffe – Vitamine und Mineralstoffe. Sie sind die Zündkerzen des Stoffwechsels und in einer bunten Vielfalt von Obst und Gemüse enthalten.

Makronährstoffe visualisiert durch verschiedene deutsche Lebensmittel wie geräucherte Forelle, Walnüsse und Vollkornbrot.

Als wissenschaftlich fundierter Kompass dienen hier die neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eine aktuelle Auswertung bestätigt, dass laut den neuen DGE-Ernährungsempfehlungen 2024 eine gesundheitsförderliche und zugleich nachhaltige Ernährung zu über 75 Prozent aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen sollte. Das bedeutet nicht, dass Sie Vegetarier werden müssen, sondern dass Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte die Hauptrolle auf Ihrem Teller spielen sollten. Die Kunst liegt in der Balance und Vielfalt, nicht im dogmatischen Verzicht.

Die Wahrheit über Zucker, Salz und Fett: Wie viel davon ist wirklich ungesund?

Zucker, Salz und Fett werden oft als die Hauptschurken einer ungesunden Ernährung dargestellt. Doch hier ist Differenzierung gefragt, um Ernährungskompetenz zu entwickeln. Das Problem ist selten die Substanz selbst, sondern fast immer die Menge und die Qualität. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als 25 Gramm freien Zucker pro Tag zu konsumieren. Aktuelle Zahlen zum Zuckerverbrauch in Deutschland zeichnen jedoch ein alarmierendes Bild: Im Durchschnitt konsumieren wir rund 91 Gramm täglich – fast das Vierfache der Empfehlung. Ein großer Teil davon ist versteckter Zucker.

Besonders verräterisch sind verarbeitete Lebensmittel, in denen man Zucker kaum vermutet. Eine Studie von Foodwatch ergab, dass allein durch Softdrinks die Deutschen im Schnitt 23 Gramm Zucker pro Tag aufnehmen. Das Bewusstsein für diese Zuckerfallen ist der erste Schritt zur Besserung.

Dieser Tisch zeigt, wo sich Zucker häufig versteckt und unter welchen Namen er sich tarnt:

Zuckerfallen in beliebten deutschen Produkten
Produkt Versteckter Zucker als Typischer Gehalt
Fruchtjoghurt Glukose-Fruktose-Sirup 15-20g/100g
Rotkohl aus dem Glas Saccharose 10-12g/100g
Fertigsoßen Maltodextrin 8-15g/100g
Frühstückscerealien Dextrose, Maltose 20-35g/100g

Ähnliches gilt für Salz (maximal 5-6 Gramm pro Tag empfohlen, oft in Fertiggerichten und Wurstwaren überschritten) und Fett. Hier ist die Unterscheidung zwischen gesättigten Fetten (in Maßen genießen, z.B. in Butter und fettem Fleisch) und den wertvollen ungesättigten Fettsäuren (z.B. in Olivenöl, Nüssen, Fisch) entscheidend. Anstatt diese Nährstoffe zu dämonisieren, geht es darum, ein Bewusstsein für Quellen und Mengen zu entwickeln und bewusste, qualitativ hochwertige Entscheidungen zu treffen.

Gesund essen im Büro: Die besten Strategien für den stressigen Arbeitsalltag

Die besten Vorsätze scheitern oft an der Realität des Arbeitsalltags: Zeitdruck, Stress und das verlockende Angebot der Kantine oder des Bäckers um die Ecke. Doch gerade hier lässt sich mit etwas Planung und den richtigen Strategien enorm viel für die eigene Gesundheit tun, ohne zusätzlichen Stress zu erzeugen. Der Schlüssel heißt Vorbereitung (Meal Prep). Anstatt mittags hungrig und unüberlegt zur Currywurst zu greifen, können Sie mit einfachen Mitteln die Kontrolle behalten.

Kochen Sie am Sonntag eine größere Menge Linsensuppe oder ein gesundes Chili sin Carne vor. In Portionen abgefüllt, haben Sie für mehrere Tage ein nahrhaftes Mittagessen parat. Eine vorbereitete Rohkostbox mit Karottensticks, Paprika und einem Klecks Hummus ist ein weitaus besserer Snack als der Schokoriegel aus dem Automaten. Selbst die Wahl in der Kantine lässt sich optimieren: Nehmen Sie den Salatteller als Basis und ergänzen Sie ihn mit einer warmen Komponente wie Kartoffeln oder Fisch, anstatt sich für panierte Gerichte mit schweren Soßen zu entscheiden.

Diese Denkweise wird auch von Experten unterstützt. Wie Prof. Dr. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln betont, sind Rhythmus und Qualität entscheidend:

Das Allerwichtigste: Achten Sie bitte auf die Qualität! Und dabei ist die Zwiebel genauso wichtig wie das Rinderfilet oder der schöne Brokkoli. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass man bestimmte Rhythmen versuchen muss für den Körper zu realisieren: Morgens energiegeladen, mittags nährstoffreich, abends eiweißreich.

– Prof. Dr. Ingo Froböse, Stiftung Gesundheitswissen

Eine der einfachsten, aber effektivsten Änderungen ist die Getränkewahl. Ersetzen Sie zuckerhaltige Softdrinks und Säfte durch Wasser oder ungesüßten Tee. Allein dieser Tausch kann Ihre tägliche Zuckeraufnahme drastisch reduzieren und hilft, das gefürchtete Nachmittagstief zu vermeiden, das oft auf einen Blutzucker-Crash zurückzuführen ist. Gesunde Ernährung im Büro ist keine Frage der Perfektion, sondern der klugen, vorbereiteten Entscheidungen.

Der Mythos vom „bösen“ Gluten: Für wen der Verzicht wirklich sinnvoll ist

Gluten, das Klebereiweiß in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Roggen, ist in den letzten Jahren zu einem öffentlichen Feindbild avanciert. Regale mit „glutenfreien“ Produkten füllen die Supermärkte und suggerieren, ein Verzicht sei per se gesünder. Hier ist eine wissenschaftlich fundierte Einordnung unerlässlich, um nicht einem Marketing-Mythos aufzusitzen. Ein Glutenverzicht ist nur für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung medizinisch notwendig oder sinnvoll.

Dazu gehören an erster Stelle Menschen mit Zöliakie, einer Autoimmunerkrankung, bei der Gluten zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut führt. In Deutschland betrifft dies etwa 1 % der Bevölkerung. Für sie ist eine lebenslange, strikt glutenfreie Ernährung die einzige Therapie. Eine weitere, schwerer zu diagnostizierende Gruppe sind Menschen mit einer Gluten- oder Weizensensitivität. Sie reagieren mit Symptomen wie Bauchschmerzen oder Müdigkeit auf glutenhaltige Lebensmittel, ohne dass die typischen Marker für Zöliakie nachweisbar sind. In beiden Fällen muss die Diagnose von einem Arzt gestellt werden.

Die Hände eines traditionellen deutschen Bäckers halten ein frisch gebackenes, dampfendes Vollkornbrot in einer atmosphärischen Bäckerei.

Für die über 95 % der Bevölkerung ohne diese Diagnosen gibt es jedoch keinen gesundheitlichen Vorteil, auf Gluten zu verzichten. Im Gegenteil: Ein unnötiger Verzicht kann sogar Nachteile haben. Vollkornprodukte sind eine der wichtigsten Quellen für Ballaststoffe, die für eine gesunde Verdauung unerlässlich sind, sowie für B-Vitamine und Mineralstoffe. Wer sie pauschal meidet, riskiert eine Mangelernährung. Zudem sind glutenfreie Ersatzprodukte oft teurer und enthalten mehr Zucker, Fett und Zusatzstoffe, um den fehlenden Geschmack und die Textur auszugleichen. Statt also die reiche deutsche Brotkultur und die Vorteile von Vollkorngetreide zu verteufeln, sollten wir uns darauf konzentrieren, qualitativ hochwertige Produkte zu wählen.

Intuitiv essen: Wie Sie Frieden mit dem Essen schließen und Diäten für immer hinter sich lassen

Haben Sie sich jemals gefragt, warum die meisten Diäten langfristig scheitern? Die Antwort liegt oft in ihrer rigiden Natur. Sie basieren auf externen Regeln und Verboten, die unsere inneren Signale von Hunger, Sättigung und Appetit ignorieren. Der Gegenentwurf dazu ist das Konzept des intuitiven Essens. Es ist kein neues Diätprogramm, sondern eine Rückkehr zu einer Fähigkeit, die wir alle als Kinder besaßen: zu essen, wenn wir hungrig sind, und aufzuhören, wenn wir satt sind.

Intuitiv zu essen bedeutet, eine gesunde Beziehung zum Essen und zum eigenen Körper aufzubauen. Es geht darum, alle Lebensmittel zu erlauben und das moralische Urteil von „gut“ und „schlecht“ abzulegen. Wenn Sie sich Schokolade verbieten, wird das Verlangen danach nur größer. Wenn Sie sich aber erlauben, ein Stück Schokolade bewusst und ohne schlechtes Gewissen zu genießen, verliert sie oft ihren übermäßigen Reiz. Sie lernen, zwischen emotionalem Hunger (aus Stress, Langeweile) und physischem Hunger zu unterscheiden und Ihren Körper mit dem zu versorgen, was er wirklich braucht – mal ein nährstoffreicher Salat, mal ein Stück Kuchen.

Dieser Ansatz wird auch von führenden Institutionen in Deutschland unterstützt, da die negativen Folgen von Diäten immer deutlicher werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt vor den psychologischen Gefahren strenger Regeln.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bringen strikte Vorsätze oder rigide Diätvorschriften keinen dauerhaften Erfolg. Wer sich alles Süße verbietet und nur noch Gesundes essen will, wird im Alltag auf Dauer scheitern. Es kann sogar zu schweren Essstörungen kommen, wenn der Diätwillige schon bei der kleinsten Abweichung von den strengen Regeln glaubt, versagt zu haben.

– Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Die Techniker Krankenkasse

Der Weg zum intuitiven Esser ist ein Prozess, der Geduld erfordert. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge, der Sie von dem endlosen Kreislauf aus Diät, Heißhunger und Schuldgefühlen befreit. Indem Sie Frieden mit dem Essen schließen, schaffen Sie die mentale Freiheit, sich auf andere, wichtigere Aspekte Ihrer Gesundheit zu konzentrieren.

Die 4 Säulen Ihrer Gesundheit: Das Zusammenspiel von Bewegung, Ernährung, Schlaf und Stressmanagement

Eine ausgewogene Ernährung ist ein zentraler, aber nicht der einzige Baustein für ein gesundes Leben. Um langfristig fit und vital zu bleiben, müssen wir das Gesamtbild betrachten. Stellen Sie sich Ihre Gesundheit wie ein stabiles Haus vor, das auf vier Säulen ruht: Ernährung, Bewegung, Schlaf und Stressmanagement. Wenn eine dieser Säulen wackelt, gerät die gesamte Konstruktion ins Wanken. Sie können sich noch so gesund ernähren – wenn Sie chronisch unter Schlafmangel leiden oder permanent gestresst sind, wird Ihr Körper nicht optimal funktionieren.

Die Wechselwirkungen sind wissenschaftlich gut belegt. Regelmäßige Bewegung verbessert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die Schlafqualität und hilft beim Stressabbau. Die DGE empfiehlt, dass eine ausgewogene Ernährung und 30 bis 60 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Tag zusammengehören, um das Körpergewicht effektiv zu regulieren. Guter Schlaf wiederum ist entscheidend für die Regeneration und reguliert die Hormone, die unser Hunger- und Sättigungsgefühl steuern (Ghrelin und Leptin). Wer schlecht schläft, hat oft mehr Appetit auf energiereiche, ungesunde Lebensmittel.

Stressmanagement, die vierte Säule, ist der oft am meisten vernachlässigte Aspekt. Chronischer Stress führt zur Ausschüttung des Hormons Cortisol, das Heißhungerattacken fördern und die Fetteinlagerung, besonders im Bauchbereich, begünstigen kann. Techniken wie Meditation, Yoga oder einfach regelmäßige Spaziergänge in der Natur können hier einen wertvollen Ausgleich schaffen. Anstatt Perfektion in nur einem Bereich anzustreben, liegt der Schlüssel in einer ausgewogenen Pflege aller vier Säulen.

Ihr Plan zur Stärkung der vier Säulen: Präventionskurse der Krankenkassen

  1. Bewegung fördern: Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse (z.B. AOK, TK, Barmer) nach zertifizierten Bewegungskursen wie Nordic Walking, Yoga oder Rückentraining. Oft werden bis zu 80 % der Kosten erstattet.
  2. Ernährung professionalisieren: Nutzen Sie das Angebot einer individuellen Ernährungsberatung durch zertifizierte Fachkräfte. Auch hierfür gibt es in der Regel einen Zuschuss.
  3. Stress bewältigen: Suchen Sie nach Kursen für Stressbewältigung wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, die von den Kassen bezuschusst werden.
  4. Schlaf verbessern: Viele Krankenkassen bieten mittlerweile digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) oder Online-Programme zur Verbesserung der Schlafqualität an.
  5. Unterstützung nutzen: Prüfen Sie auch weitere Angebote wie professionelle Rauchfrei-Programme, die ebenfalls Teil des Präventionskatalogs sind.

Stress-Esser entlarvt: Wie Sie den Teufelskreis aus Anspannung und Heißhunger durchbrechen

Kennen Sie das? Nach einem langen, anstrengenden Tag im Büro greifen Sie fast automatisch zur Tafel Schokolade oder zur Tüte Chips, obwohl Sie eigentlich gar keinen Hunger haben. Dieses Verhalten, bekannt als emotionales Essen oder Stress-Essen, ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es ist ein erlernter Bewältigungsmechanismus, bei dem Essen nicht zur Nährstoffaufnahme, sondern zur Regulierung von Gefühlen wie Stress, Langeweile, Traurigkeit oder sogar zur Belohnung dient.

Die Wurzeln dafür liegen oft tief in unserer Vergangenheit, wie Betroffene häufig berichten. Es ist ein Muster, das oft unbewusst abläuft und schwer zu durchbrechen ist.

Vielleicht gab’s in deiner Kindheit nach jeder Klassenarbeit zur Belohnung ein Eis oder Schokolade? Dann wurde dein Belohnungssystem schon früh auf ungesunde Snacks trainiert. Diese Gewohnheiten behalten wir als Erwachsene oft bei.

– Ein Betroffener beschreibt seinen Weg aus dem Stress-Essen., AOK Gesundheitsmagazin

Der erste und wichtigste Schritt zur Überwindung dieses Teufelskreises ist das Bewusstsein. Fragen Sie sich in dem Moment, in dem Sie zum Snack greifen wollen: „Habe ich wirklich körperlichen Hunger oder versuche ich gerade, ein Gefühl zu verdrängen oder zu erzeugen?“ Allein diese kurze Pause kann das automatische Muster unterbrechen. Der zweite Schritt besteht darin, alternative Strategien zur Emotionsregulation zu entwickeln. Anstatt zu essen, könnten Sie eine kurze Runde um den Block gehen, Ihre Lieblingsmusik hören, einen Freund anrufen oder eine kurze Entspannungsübung machen.

Moderne Hilfsmittel können dabei unterstützen. Anstatt dem Griff zur Schokolade nachzugeben, können kurze, geführte Meditationen helfen, den Stresspegel zu senken. Apps wie 7Mind oder Headspace bieten hierfür niederschwellige, in Deutschland sehr beliebte Programme an. Es geht nicht darum, sich den Genuss zu verbieten, sondern darum, die Kontrolle zurückzugewinnen und bewusst zu entscheiden, ob Sie aus Hunger oder aus einer Emotion heraus essen. So wird aus einem Teufelskreis ein bewusster Wahlprozess.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kompetenz statt Dogma: Der Schlüssel zu gesunder Ernährung ist nicht das Befolgen starrer Regeln, sondern das Entwickeln von Wissen und das Verstehen des eigenen Körpers.
  • Der DGE-Kompass: Eine pflanzenbetonte Ernährung (über 75 %) dient als wissenschaftlich fundierte, flexible Orientierung, nicht als strenges Verbot.
  • Genuss ist erlaubt: Intuitives Essen und das bewusste Zulassen aller Lebensmittel helfen, Frieden mit dem Essen zu schließen und den Diät-Kreislauf zu durchbrechen.

Prävention als Lebensstil: Wie Sie mit kleinen Gewohnheiten Ihre Gesundheit langfristig sichern

Nachdem wir die Bausteine, Fallstricke und ganzheitlichen Zusammenhänge beleuchtet haben, wird klar: Eine ausgewogene Ernährung ist kein 12-Wochen-Programm, sondern eine Haltung – ein Lebensstil. Es geht nicht um radikale Umstellungen über Nacht, sondern um die schrittweise Integration kleiner, nachhaltiger Gewohnheiten. Langfristige Gesundheit wird nicht durch kurzfristige Sprints, sondern durch einen stetigen, gemütlichen Dauerlauf gesichert. Jede bewusste Entscheidung für das Vollkornbrot statt des Weißmehl-Brötchens, für den Apfel statt des Schokoriegels oder für die Treppe statt des Aufzugs ist ein kleiner Sieg für Ihre Gesundheit.

Die moderne Ernährungsforschung, wie sie auch von der DGE vertreten wird, bewegt sich zunehmend weg von der reinen Betrachtung einzelner Nährstoffe hin zu einem ganzheitlichen Blick, der auch die Nachhaltigkeit miteinbezieht. Eine pflanzenbetonte Ernährung ist nicht nur gut für unseren Körper, sondern auch für den Planeten. Diese Verbindung verleiht unseren täglichen Entscheidungen eine noch größere Bedeutung.

Wie der Präsident der DGE treffend zusammenfasst, stehen wir an einem Punkt, an dem persönliches Wohlbefinden und globale Verantwortung Hand in Hand gehen.

Wenn wir uns gesund ernähren und gleichzeitig die Umwelt schonen wollen, müssen wir unsere Ernährung jetzt ändern.

– Prof. Dr. Bernhard Watzl, DGE-Präsident

Ihr Weg zu einem gesünderen Lebensstil beginnt nicht morgen, sondern mit der nächsten Mahlzeit. Sehen Sie diesen Artikel als Ihren persönlichen Kompass. Er hat Ihnen die Richtung gewiesen und die Werkzeuge an die Hand gegeben. Nun liegt es an Ihnen, den ersten Schritt zu tun und die Reise mit Neugier und Genuss anzutreten, anstatt mit Druck und schlechtem Gewissen.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Nutzen Sie die Checkliste zur Stärkung der vier Gesundheitssäulen als Ihren ersten, konkreten Schritt und erkunden Sie die Präventionsangebote Ihrer Krankenkasse.

Häufige Fragen zu ausgewogener Ernährung

Ist Gluten grundsätzlich ungesund?

Nein, für Menschen ohne Zöliakie oder Glutensensitivität ist Gluten unbedenklich. Hochwertige Vollkornprodukte sind sogar wichtige Ballaststoff- und Nährstoffquellen, auf die man nicht grundlos verzichten sollte.

Wie erkenne ich glutenfreie Produkte in Deutschland?

Achten Sie auf das offizielle Siegel der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG): eine durchgestrichene Ähre im Kreis. Dieses Symbol garantiert, dass ein Produkt die strengen Kriterien für eine glutenfreie Herstellung erfüllt.

Sollte ich präventiv auf Gluten verzichten?

Ohne eine ärztliche Diagnose ist ein präventiver Verzicht nicht empfehlenswert. Sie würden Ihrem Körper damit potenziell wertvolle Nährstoffe und Ballaststoffe aus Vollkornprodukten vorenthalten und sich unnötig einschränken.

Geschrieben von Matthias Bauer, Matthias Bauer ist ein erfahrener Architekt und Energieberater mit über 20 Jahren Berufserfahrung im Bereich des energieeffizienten Bauens. Sein Schwerpunkt liegt auf der Integration von Smart-Home-Technologien und nachhaltigen Baustoffen in Wohnimmobilien.